Liebe Kolleginnen und Kollegen,
unsere Arbeitsgruppe setzt sich dafür ein, dass sich die berufspolitische Ausrichtung des dbl zum Thema „Therapien in Einrichtungen“ an der Mehrheit der Mitglieder orientiert. Diese müssen zuvor die Möglichkeit haben, auf der Grundlage einer ausgewogenen Information zu einer eigenständigen, offenen Meinungsbildung zu gelangen und Risiken und Chancen abwägen zu können.
Dieser offene Brief ist uns wichtig, da wir von Beginn an die Erfahrung machen mussten, dass die Verbandsspitze ihren eigenen Weg ‚pro Öffnung‘ geht und durchsetzt – auch gegen die Bedenken der Mitglieder.
Wir möchten mit diesem offenen Brief sicherstellen, dass dieser Beschluss tatsächlich seiner Intention nach umgesetzt wird und die Mitglieder motivieren sich zu beteiligen.
Anfang 2011 waren in Mönchengladbach zahlreiche freie Praxen durch illegal durchgeführte Therapien in Einrichtungen in ihrer Existenz bedroht. Die Devise lautete: „Ab jetzt können alle Kinder in Einrichtungen behandelt werden.“ Suggeriert wurde dies durch das erste Positionspapier des dbl zu den Änderungen der neuen Heilmittelrichtlinien (HMR) von 2011.
Es kam zu
• einer massiven Abwanderung von Patienten in die Einrichtungen,
• einer Aushebelung der freien Therapeutenwahl,
• gravierenden Wettbewerbsverzerrungen,
• einer deutlichen Steigerung der Verordnungszahlen und als Folge davon Budgetproblemen
• Abwerbeversuchen und Existenzproblemen freier Praxen, die HMR konform arbeiteten.
In dieser Situation mussten wir die Erfahrung machen, durch unseren Berufsverband weder geschützt noch unterstützt zu werden. Der dbl war nicht bereit, die geltende Vertragslage öffentlich deutlich zu machen und uns dahingehend den Rücken zu stärken - weil der Vorstand unseres Verbandes seit Jahren die Öffnung der Heilmittelrichtlinien vorantreibt, ohne dies jemals bei den Mitgliedern hinterfragt zu haben!
Auf dem Kongress in Nürnberg 2012 erreichte unsere Gruppe die Einrichtung einer öffentlichen Diskussionsplattform auf der dbl-Homepage, auf der LogopädInnen, Ärzte, Eltern und ErzieherInnen ihre Erfahrungen mit Therapien in Einrichtungen ausgetauscht haben. Etwa 75 % der Teilnehmer sahen dabei eine Öffnung der HMR kritisch.
In Nürnberg wurde außerdem beschlossen, dass eine Mitgliederbefragung zu diesem Thema erfolgen sollte, die bindend für die Berufspolitik des dbl ist. Der Vorstand des dbl hat hieraus eine telefonische Stichprobenumfrage gemacht, bei der bereits die Einleitung, vor allem aber die Art der Befragung, die Fragen selbst und die Interpretation der Ergebnisse deutlich in die vom Vorstand gewünschte Richtung weisen sollten.
Der Entwurf der Umfrage wurde von uns im Vorfeld als hochmanipulativ und suggestiv kritisiert.
Da es um eine berufspolitische Weichenstellung von großer Tragweite für die nächsten Jahrzehnte geht, ist es von äußerster Wichtigkeit, dass alle dbl-Mitglieder die Möglichkeit bekommen, ihre Interessen zu dokumentieren. Nur so können wir unseren Bundesvorstand dazu bringen, seine Berufspolitik endlich an der Mehrheitsmeinung seiner Mitglieder auszurichten.
Diese schriftliche Mitgliederabstimmung liegt Ihnen heute auf Seite 49 im aktuellen Forum Logopädie vor.
Zum ersten Mal haben auf diesem Wege ALLE Mitglieder die Möglichkeit mitzubestimmen.
Bitte nutzen Sie diese hart erkämpfte Chance und beteiligen Sie sich an der Abstimmung!
Bilden Sie sich Ihre Meinung und stellen Sie sich bitte folgende Fragen:
- Was würde es für mich bedeuten, wenn in meiner Stadt ALLE Kinder in Kindergärten und Schulen behandelt werden könnten? (allgemeine Öffnung der Heilmittelrichtlinien)
- Wie würde sich dann mein therapeutischer Alltag verändern?
- Wie würde die Elternarbeit in Zukunft aussehen?
- Was geschähe mit der freien Therapeutenwahl?
- Welchen Sinn würden dann mein Praxissiegel, meine Qualifikationen und mein akademischer Titel haben?
- Welchen Status würden wir LogopädInnen vor Eltern und Ärzten haben, wenn wir als Dienstleister zu den Einrichtungen reisen?
Wie würden sich dann unsere Honorare entwickeln? Welchen Status hätten wir bei den Honorarverhandlungen mit den Kassen?
- Was würde mit den KollegInnen geschehen, die heute in Einrichtungen angestellt sind?
(siehe Outsourcing Berlin/ Bonn)
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Sollten Sie für Ihre Entscheidung weitere Informationen benötigten, finden Sie diese unter der Adresse TherapieinEinrichtungen.blogspot.de und im Mitgliederbereich des dbl.
Die Mönchengladbacher Arbeitsgruppe
Wir haben eine Mitgliederbefragung durchgesetzt. | der Vorstand hält uns hin und lässt uns an der Befragung nicht mitgestalten. |
Wir kritisieren den Entwurf als manipulativ und legen Verbesserungen vor. | sie werden nicht verwendet! |
Die Auswertung wird durch den Vorstand falsch ausgelegt, wir kritisieren das. | es wird nicht berücksichtigt! |
Wir erreichen eine echtes Votum der Mitglieder in Form einer Mitgliederabstimmung in Erfurt. | der Vorstand gestaltet die Abstimmung durch alleinige Aktion der Geschäftsstelle. |
Wir fordern eine neutrale Sammelstelle und reichen einen Kostenvoranschlag ein. | wird vom Vorstand abgelehnt! |
Wir fordern an der Auszählung beteiligt zu werden. | wird abgelehnt ! Der Vorstand und die Geschäftsstelle werden alleinig auszählen!!! |
Wir fordern einen offenen Brief zu veröffentlichen, um die Mitglieder zum kritischen Hinterfragen und zur Mitwirkung bei der Abstimmung zu motivieren. | die Veröffentlichung wird abgelehnt !! Stattdessen legt der Vorstand neben den Abstimmungsbogen im Forum Logopädie eine ganzseitige PRO Öffnung - Beeinflussung !!! |
Wir bitten den Vorstand um Gleichberechtigung und kritisieren die einseitige Beeinflussung. | wird abgelehnt!! |
Dieser Vorstand will nur seine eigenen berufspolitischen Vorstellungen durchsetzen und dies mit aller Macht.
An der Mitgliedermeinung und an einer offenen Meinungsbildung ist er nicht interessiert. Kritik wird unterdrückt.
Zeigen Sie dem Vorstand, dass Sie mündige Mitglieder sind. Informieren Sie sich über Therapien in Einrichtungen anhand der Erfahrungsberichte in der Diskussion
Wir sind froh, dass wir die Kinder in den Einrichtungen therapeutisch erreichen, gerade sozialschwache oder wenig beachtete Kinder haben dadurch eine bessere Chance.....
AntwortenLöschenIm Einzugsgebiet unserer Praxis werden (seit über 15 Jahren) sozialschwache oder wenig beachtete Kinder in ihrem Umfeld mit ihren Eltern durch Familienpflegerinnen angeleitet, unterstützt und begleitet, die die Kinder auch bei ihren täglichen therapeutischen Hausaufgaben motivieren. Viele einfach strukturierte Mütter waren und sind sehr stolz, wenn sie es zunächst mit Unterstützung schaffen, in die Praxis zu kommen, Termine regelmäßig wahrzunehmen und pünktlich zu erscheinen. Die Kinder genießen es einen eigenen Termin zu haben und ihre Fortschritte vorzeigen zu können. Die Eltern sehen während der Therapiestunden die Motivation und die Fortschritte ihres Kindes, sind stolz darauf und wachsen an den Erfolgen. Benachteiligte Kinder benötigen mehr als 1x wöchentlich Therapiezeit im Kindergarten, ohne dass das Gelernte im häuslichen Umfeld vertieft werden kann.
LöschenStarke Kinder brauchen starke Eltern, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen, damit sie bessere Chancen haben.
Ein Angebot, das nur konsumiert wird, ohne Vertiefung und Unterstützung durch Bezugspersonen geht letztendlich ins Leere.
Das Gegenteil von "Gut" ist "Gut gemeint"!
Auch ich kann objektiv Therapien von Regelkindern in Einrichtungen sowas von absolut nicht gut heißen!Ich habe im Rahmen meiner Ausbildung in einer Praxis mein Praktikum absolvieren müssen, die es sich "zur Aufagbe" gemacht hat, Regelkinder in Einrichtungen zu "versorgen". Ich habe diese beiden Punkte bewusst in Anführungszeichen gesetzt, weil solche Therapien meiner Meinung nach uneffektiver sind als die in der Praxis. Ich habe im Rahmen meiner Ausbildung natürlich auch gelehrt bekommen, welche Rahmenbedinungen für welche Art von Therapien gegeben sein müssen. Dazu gibt es auch umfangreiche Literatur u.a. zum Thema, welchen Einfluss Räumlichkeiten, Rituale etc. auf die Therapie haben! Therapien in Einrichtungen, wie ich sie kennengelernt habe, weisen solche qualitativen Rahmenbedinungen nicht auf. Wir haben in Räumen "therapiert", die laut, eng etc. waren. Doch nicht nur die Räumlichkeiten ansich sind meines Erachtens nach absolut nicht akzeptabel, nein. Viel schlimmer ist, dass man die Kinder aus Spielsituationen holt, dass sie sich nicht daruf einstellen können, dass man keinen Elternkontakt hat und dabei wissen wir wohl alle wie wichtig Elternkontakt ist. Elternkontakt ist bei Therapien in Einrichtungen eh sehr schwieirg. Neben der oben genannten Praxis habe ich auch ein Jahr in einem heilpädagogischen Kindergarten gearbeitet und in beiden Einrichtungen wurde mit den Eltern über einen Schnellhefter kommuniziert. Natürlich kann man telefonieren, aber es ist nicht wirklich das gelbe vom Ei. Neben den Räumlichkeiten, dem nicht ausreichenden Elternkontakt sind auch die Therapien ansich ziemlich abgespeckt gewesen. In vielen Einrichtungen wird leider wie folgt verfahren: Abholung, Schnellhefterschreiberei und Zurückbringen ging alles von der Therapiezeit ab.
AntwortenLöschenDes Weiteren wird in der Therapiezeit, die man dann noch hat, Therapie aus dem Koffer gemacht. Man sucht sich also Spiele aus und karrt diese in einem Koffer in den nicht vorhandenen Therapieraum und macht dann knapp 20 Min. Therapie (So meine Erfahrung (leider kein Einzelfall!!))vollkommen unflexibel.
Ich habe diese Art Therapie offen in der Praxis kritisiert und da wurde mir wie folgt geantwortet: "Ja wir wissen, dass das illegal ist und wo kein Richter da kein Henker". Ich finde auch die Argumente des Versorgungssanspruches eher fragwürdig. Wenn wir argumentieren: "Lieber irgendeine Therapie als keine Therapie" dann brauchen wir doch keine Therapieforschung betreiben oder? Dann brauchen wir berufspolitisch auch nicht den Aufwand betreiben uns zu Akademisieren, wenn wir uns eh nich daran halten. Wir sollten evidenzbasiert arbeiten und ich kenne keine Evidenzen über die Therapie von Regelkindern in Einrichtungen. Wenn wir evidenzbasiert arbeiten, dann können wir vor den Krankenkassen auch gut belegen, dass unsere Arbeit das Geld Wert ist.
Ende Teil 1.
Teil 2:Wenn wir aber wie Farmervertreter mit unseren Koffern von Kindergarten zu Kindergarten reisen, keine Evidenzen vorweisen können, dass das gut ist, was wir tun, dann brauchen wir auch nicht vor die Krankenkassen treten und mehr Geld verlagen. Ich finde, dass wir uns so ins eigene Fleisch schneiden. Die Psychologen tingeln ja auch nicht in die Kindergärten. Des Weiteren finde ich es auch nicht richtig den Trend zu unterstützen, die Eltern so enorm zu entlasten. Es ist für psychologische Entwicklung doch enorm wichtig, dass die Kinder eine Bezugsperson haben, die sich um sie kümmert und nicht, dass sie abgegeben werden in eine Einrichtung und dort die Fehler behoben werden. Wer Kinder hat, sollte sich auch darum kümmern und nicht die ganze Verantwortung an Erzieher, Ärzte etc. abgeben. Um noch einmal auf die berufliche Zukunft einzugehen: Viele meiner Komilitonen teilen meine Meinung und viele (mich eingeschlossen) haben große Angst davor, dass unser beruflicher Alltag so aussehen soll. Wir wollen sowas nicht. Wir wollen keine Therpie to go, wir wollen evidenzbasiert arbeiten und uns sicher fühlen, dass das Berufsbild so bleibt,wie wir es kennengelernt haben.Unser Beruf ist schön und er wäre es nicht mehr, wenn wir in Koffern reisen müssen. Dafür studieren wir nicht, dafür unterstützen wir nicht die Akademisierung.Frau Schrey-Dern ist zwar eine anerkannte Expertin, aber nur weil eine Person der Meinung ist, muss es nicht richtig sein. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Therapien in Einrichtungen so wie sie stattfinden, so wie sie stattfinden werden evidenzbasiert sind.
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