Erfurt 2013

Auch in Erfurt haben die Mitglieder wieder gezeigt, dass Sie eine Öffnung der Heilmittelrichtlinien hochkritisch sehen. 
Zum zweiten Mal wurde unsere Eingabe an die Mitgliederversammlung von einer breiten Mehrheit unterstützt. 
Obwohl wir unseren Antrag auf der Mitgliederversammlung nicht vollständig zeigen und wegen Zeitmangel ausreichend begründen konnten, hat die Abstimmung deutlich gezeigt, dass ein eindeutiges Votum in dieser wichtigen berufspolitischen Frage gefordert wird. 
Damit unser Antrag im Orginal allen Mitgliedern zugänglich ist und er nicht wieder nachträglich interpretiert oder verändert werden kann, posten wir ihn hier öffentlich !! 
Ebenso posten wir hier weiter unten unsere Rede zur Begründung dieses Antrages in voller Länge, so wie wir sie gern vor der Mitgliederversaammlung verlesen hätten. Leider wurden aber alle Anträge der Mitglieder zeitlich stark beschnitten und an den Schluss der Veranstaltung gelegt.



                                  Unser Antrag 


Sehr geehrte Damen und Herren des Bundesvorstandes,

wir beantragen für die Mitgliederversammlung in Erfurt 2013 nach § 7 (1) der Satzung folgenden Tagesordnungspunkt:

Mitgliederabstimmung:
ALLE Mitglieder sollen die Möglichkeit erhalten, zum Thema „Zukünftige Positionierung des dbl: Therapien in Einrichtungen / Öffnung der Heilmittelrichtlinien? “ abzustimmen.

Abgestimmt werden soll über folgenden Inhalt:
  1. Die Teilnahme an der Mitgliederabstimmung zu diesem Thema wird über unsere Verbandszeitschrift „Forum Logopädie“ allen Mitgliedern ermöglicht.
  2. Die Angabe der Mitgliedsnummer und eine Unterschrift verhindern mögliche Mehrfachbeteiligungen und die Teilnahme von Nichtmitgliedern.
  3. Die Durchführung ist bis zum 31.10. 2012 und die Auswertung dieser Abstimmung bis zum Ende des Jahres 2013 abgeschlossen.
  4. Das Ergebnis ist für die berufspolitische Arbeit des Vorstandes des dbl und seiner Landesverbände bindend.
  5. Die Abstimmung im „Forum Logopädie“ beinhaltet folgenden Text:


Liebe Mitglieder,


im Folgenden finden Sie Informationen zu einer Abstimmung zum Thema
Therapien in Einrichtungen: Öffnung der Heilmittelrichtlinien?
Wie soll sich der dbl positionieren?

Da es um eine berufspolitische Weichenstellung von großer Tragweite für die nächsten Jahrzehnte geht, ist es von äußerster Wichtigkeit, dass sich möglichst viele Mitglieder daran beteiligen. Die offene Diskussion auf der Homepage des dbl im Jahr 2012 und der Kommentar des dbl zu seinem Positionspapier haben gezeigt, wie wichtig und vielschichtig dieses Thema ist. Bitte investieren Sie etwas Zeit für diese Abstimmung. Hier finden Sie wichtige Informationen zu diesem Thema:

-> Link zur Diskussion auf der Website im Herbst 2012
-> Link zur Zusammenfassung der o.g. Diskussion
-> Link zur Diskussionsgrundlage (5. Mai 2012)
-> Link zum Kommentar zur Diskussionsgrundlage
-> Link zu den HeilM-RL Fassung von Januar / Mai 2011


Meine Meinung (bitte nur eine Position ankreuzen, sonst ist die Stimme ungültig):

Der dbl soll sich berufspolitisch engagieren GEGEN eine Öffnung der Heilmittelrichtlinien und für den Erhalt der HeilM-RL in der Fassung von 2011 eintreten. Das bedeutet, Therapien in Einrichtungen sind grundsätzlich nicht erlaubt. Eine Ausnahme besteht für Kinder mit einer besonderen Schwere und Langfristigkeit der Störung, die ganztägig in einer auf ihre Förderung ausgerichteten Tageseinrichtung untergebracht sind.

Der dbl soll sich berufspolitisch engagieren FÜR eine Öffnung der Heilmittelrichtlinien in der Fassung von 2011 , damit alle Kinder in Zukunft logopädische/sprachtherapeutische Behandlungen in Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen auch durch Therapeuten aus freien Praxen erhalten dürfen.


Mitgliedsnummer:_______________ Unterschrift:_________________________________


Postanschrift ___________________________________________________________________________

Bitte senden Sie den ausgefüllten Bogen bis spätestens zum 31.10.2013 an den dbl zurück:


                    Unsere Rede zur Begründung 


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

am Anfang unserer Aktion stand 2011 die Erfahrung der existentiellen Bedrohung vieler Praxen in MG durch illegale Therapien und "Besetzung" von Kindergärten durch einige wenige Praxen.
Es wurde von diesen die Devise ausgegeben: „ab jetzt können alle Kinder in Einrichtungen behandelt werden.“ Suggeriert wurde dies durch das 1. Positionspapier des dbl zu den Änderungen der neuen HMR von 2011.
Es kam zu
massiver Abwanderung von Patienten in die Enrichtungen .
Aushebelung der freien Therapeutenwahl .
gravierenden Wettbewerbsverzerrungen,
deutliche Steigerungen der Verordnungszahlen und als Folge davon Budgetproblemen
ebenso kam es zu Abwerbeversuchen und in der Folge zu Existenzproblemen freier Praxen.

2 etablierte freie Praxen haben das Jahr 2011 in MG nicht überlebt.

In dieser Situation mussten wir die Erfahrung machen, durch unseren Berufsverband weder geschützt noch unterstützt zu werden. Der Verband war nicht bereit die geltende Vertragslage deutlich zu machen und uns dahingehend den Rücken zu stärken.

Durch die von uns gemachten Erfahrungen der Effekte einer beiten Öffnung der HMR für die Arbeit in freien Praxen erkannten wir die Risiken und entwickelten eine kritische Haltung zur Positionierung des dbl. Wir sind überzeugt, dass eine Öffnung der HMR mit dem Ziel alle Kinder in allen Einrichtungen therapieren zu können überwiegend negative Konsequenzen für Effektivität und Qualität der Therapien bedeutet und die Elternarbeit in Verantwortung und Mitarbeit massiv erschwert.
Wir halten die Kontrolle von Rahmenbedingungen zu Qualitätssicherung für illusorisch, da die Kassen schon heute nicht einmal illegal durchführte Therapien kontrollieren können.
Wir befürchten, dass unser Therapeutenstatus erheblich herabgesetzt würde.
Eine weitere Herabsetzung unserer Honorierung wäre die Folge.

Auf dem Kongress in Nürnberg 2012 erreichten wir die Einrichtung einer Diskussionsplattform auf der dbl Homepage, auf der Therapeuten, Ärzte , Eltern und Erzieherinnen ihre Erfahrungen zu diesem Thema ausgetauscht haben.
Der dbl war von der Intensität der Kommentare überrascht.
Etwa 75 % der Meinungsäußerungen waren gegen eine Öffnung der HMR.

In Nürnberg wurde außerdem beschlossen, dass anschließend an die Diskussion eine Mitgliederbefragung zu diesem Thema erfolgen soll, die bindend für die Berufspolitik des dbl ist.

Wir orientierten uns in unserer Zielsetzung an einer Klausel des Verbandsgrundsatzprogramms:
Zitat :

„Der Verband setzt sich folgende Ziele: der dbl will seine Stellung als attraktiver Leistungserbringer und als berufliche Solidargemeinschaft der Logopäden weiter stärken. Zu diesem Zweck strebt er eine genaue Abstimmung der Verbandspolitik mit den Interessen der Mitglieder und eine möglichst transparente und kooperativ gestaltete Verbandspolitik an“


Hier unsere Erfahrungen:

Frau Hahn, Sie sagten mir in einem der vielen Telefonate die wir führten „eine öffentliche Diskussion? – Das kriegen Sie nie durch! Eine Mitgliederbefragung ? -  "Ich glaube nicht , dass das  möglich ist" . Sie wollen etwas stoppen, das politisch gewollt ist – Das kann man nicht!“
Frau Hahn, hier stehen wir. Wir haben eine öffentliche Diskussion gehabt. Wir haben eine Mitgliederbefragung durchgesetzt und wir können nicht anders, man kann eine politische Strömung ändern!

Wenn man mit Mut und Engagement eine Sache vertritt, kann man Berge versetzen!

Hierfür gibt es viele Beispiele:

Beispiel Energiewende, erneuerbare Energien - in den 70 Jahren ein unvorstellbares Szenario.
Abschaffung der Atomkraft in Deutschland - undenkbar! Bis --- Fukushima

Muss beim dbl erst die Logopädie aus dem Heilmittelkatalog gestrichen werden wegen Ineffektivität von Massentherapien in Einrichtungen bevor Sie realisieren, dass Ihre Berufspolitik nicht nachhaltig ist, (weil wir unseren Therapeutenstatus verlieren und die Achtung von Ärzten und Eltern.)

Sie haben mir auch gesagt, dass Sie die Mitgliedermeinung vertreten müssen. Die aller Mitglieder !
Wie kommt es dann , dass der dbl in der Vergangenheit nur Positionspapiere mit dem Ziel der Öffnung der HMR veröffentlicht hat. Das er immer wieder erklärt hat , dass es das Ziel ist alle Kinder in Einrichtungen therapieren zu können? Warum ist dies bei den Mitgliedern nie ernsthaft hinterfragt worden? Warum haben Mitglieder, die um eine Klarstellung gebeten haben nie eine eindeutige Stellungnahme des dbl erhalten? Wie kann es sein, dass eine Landesvorsitzende mit ihrem Landesverband, dem Vorstand und der juristischen Abteilung des dbl zusammen 4 Briefe erstellt, die endlich eine Klarstellung der HMR und der gesetzlichen Regelungen vorstellt und eine Information für Ärzte, Therapeuten, Einrichtungen und deren Träger und Eltern darstellt. Zum ersten Mal seit Jahren eine klare Information über gesetzliche Regelungen, zum ersten Mal die klare Aufforderung sich an gesetzliche Regeln zu halten. Diese Stellungnahme haben so viele Mitglieder seit Jahren gewünscht und erwartet von ihrem Verband.
Dann geht ein Mitglied hin, droht unserer Präsidentin mit einer Klage und sofort verschwinden diese Dokumente!


Frau Kalbheim:
wir wollten in Nürnberg eine echte Mitgliederbefragung im Sinne einer Entscheidung! Das wussten Sie. Sie haben uns erklärt, wir dürften daran mitarbeiten. Ja, wir haben gearbeitet! Wir haben die Diskussion zusammengefasst und ausgewertet. Wir haben einen Entwurf für eine Mitgliederbefragung erarbeitet und sogar Vorschläge für die Durchführung erstellt.
Im November 2012 habe ich bei Ihnen angefragt, wann die Arbeitsgruppe aus dbl Vertretern und unserer Gruppe aus Mönchengladbach denn beginnen kann. Ich erhielt einen Termin Ende Januar des nächsten Jahres.
Ich habe Ihnen sofort meine Bedenken mitgeteilt, das sei zu spät. Eine solche Befragung brauche Zeit für eine gute Vorbereitung. Ihre Antwort war:
„Lieber Herr Abel , haben Sie doch einfach mal Vertrauen in die Arbeit Ihres Vorstandes – wir wissen was wir tun!“


Am 25 Januar 2013 kam die Arbeitsgruppe dann endlich zusammen und Sie eröffneten uns, dass die Firma Mindline und Frau Schrey Dern eine telefonische Stichprobenumfrage erstellen werden. Für unsere weitere Mitarbeit sei aber leider keine Zeit mehr, da man in Erfurt ja Ergebnisse zeigen wolle.
Wir bestanden darauf wenigstens einen Vorentwurf dieser Umfrage der Firma Mindline zu erhalten. Dieser Entwurf wurde von uns als deutlich manipulativ und suggestiv kritisiert. Der Entwurf sollte der BLK vorgestellt werden. Dies ist nie geschehen! Ob unsere Kritikpunkte eingearbeitet wurden, ist uns bis heute trotz mehrfacher Nachfrage, nicht bekannt gegeben worden.
Frau Kalbheim, sie haben uns am 25.Januar auch fest versprochen, dass den ausgewählten Interviewkanditaten die Beiträge der Diskussion und andere Informationen zur Verfügung gestellt werden, damit sich die Befragten vorbereiten können. Auch Dies ist nicht geschehen!
Uns ist der Mitschnitt eines Interviews zur Verfügung gestellt worden. Hier konnten wir erkennen, dass unsere Kritikpunkte in keinster Weise berücksichtigt wurden.

Sie haben statt einer echten Mitgliederentscheidung eine Stichprobenumfrage mit 202 Teilnehmern durchführen lassen, deren Inhalt Sie bestimmten, deren Teilnehmer Sie auswählten und deren Durchführung eine von Ihnen beauftragte Firma realisierte und deren Auswertung Sie heute selber vorstellen.
Das ist nicht einmal Meinungsforschung sondern nur pure politische Lobbyarbeit!

Sie haben mit Ihrer hochmanipulativen Umfrage nur eine Sache belegt:
Von 202 Befragten haben sich nur 81 für eine Öffnung der HMR ausgesprochen – das sind nur 40%
Wie können Sie da von einer Mehrheit der Befürworter sprechen!

Nur 47% der Befragten fühlen sich in dieser existenziell wichtigen Frage von Ihnen gut vertreten!
Das ist ein niederschmetterndes Ergebnis.
Möchten Sie auch dann noch Ihrer eigenen Statistik trauen?

Das Thema 'Therapie in Einrichtungen – wie soll der dbl sich positionieren' ist ein schwieriges und existenziell wichtiges Thema. Unser Verband braucht für eine Positionierung hier ein echtes Votum seiner Mitglieder. Ihre statistische Stichprobenumfrage ist dies sicher nicht.

Wie viele meiner Kollegen, fühle auch ich mich gezwungen ein zweites Standbein aufzubauen. Ich bin Imker und habe gestern für Sie frisch geschleudert. Meine Kollegen bringen Ihnen nun ein Glas der Arbeit meiner vielen 1000 Bienen. Dieses Glas ist auch ein Symbol für die Arbeit der vielen
1000 Logopäden dieses Verbandes die Sie vertreten sollen und für deren Zukunft Sie Sorge tragen sollten.
Ob ein Bienenvolk den Winter überlebt, hängt entscheiden von der Fürsorge des Imkers ab. Denkt er nur an seine wirtschaftlichen Interessen, wird das Volk nicht überleben.
Ziel der Verbandarbeit muss aber eine nachhaltige Entwicklung sein, die die Wahrung des hohen therapeutischen Status und des hohen Qualitätsstandards unserer Arbeit zum Ziel hat.


Es ist entscheidend, dass in der wichtigen berufspolitischen Frage 'Therapie in Einrichtungen – Positionierung des dbl' wirklich alle Mitglieder die Möglichkeit bekommen ihre Interessen zu dokumentieren.
Deshalb fordern wir in unserem Antrag die Möglichkeit einer echten Mitgliederentscheidung für alle Mitglieder.
Nur dies ist ein echtes, breites Votum auf das ein Verbandsvorstand bauen kann.
Heute ist der Tag an dem sich entscheidet, wohin die Logopädie in Zukunft steuern wird.
Heute wird sich zeigen, ob dieser Verband ein echtes demokratisches System hat, das die Mitglieder wirklich vertritt. (wozu er nach seiner Satzung verpflichtet ist)
Darüber entscheiden heute Sie , liebe Kollgeginnen und Kollegen!
Stimmen Sie für eine basisdemokratische Entscheidung in dieser wichtigen berufspolitischen Frage:
die Positionierung des dbl zum Thema Therapien in Einrichtungen


Vielen Dank


 

2 Kommentare:

  1. Herzlichen Dank für Ihr Engagement!!!

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  2. Auch von mir ein herzliches Danke Schön
    Christiane Sautter-Müller

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