Dieser Eingabe wurde mit großer Mehrheit der Mitglieder zugestimmt.
Dieser Blog ist ein erster Versuch, die geforderte Diskussions- und Informationsplattform zur Verfügung zu stellen.
Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!
Die Rede zur Begründung des Antrags wird hier noch einmal allen Interessierten zur Verfügung gestellt:
Liebe
Kolleginnen und Kollegen,
seit
wir unsere Eingabe für den Kongress in Nürnberg und unseren offenen
Brief geschrieben haben,ist viel passiert. Der dbl hat in der
Zwischenzeit das alte Positiojspapier zurückgezogen und überarbeitet.
Ich durfte als Gast an den Beratungen hierzu teilnehmen und habe eine
engagierte, hochkompetente und professionelle Spitze erlebt. Hierfür
an dieser Stelle nochmal meinen Dank.
Das
neue Positionspapier und der Kommentar des dbl hierzu vom Mai l2012
sind ein erster Schritt in unsere geforderte Richtung.
Dennoch
gehen unsere Standpunkte an dieser Stelle auseinander:
In
diesem Kommentar werden die Risiken und Chancen einer Öffnung der
Einrichtungen als Markt für Therapieangebote erstmals gegenüber
gestellt. Unser Vorstand sieht vor allem Chancen in der Öffnung. Wir
sehen vor allem Risiken. Nach unseren Erfahrungen werden die
gesetzlichen Rahmenbedingungen schon jetzt weit über das legale Maß
ausgereizt. Wir haben in Mönchengladbach sehr negative Erfahrungen mit der
Ausweitung von Logopädie in Einrichtungen gemacht. Das
verstärkte Angebot von Heilmitteln in Einrichtungen an die Eltern,
hat zu einer massiven, negativen Veränderung unserer beruflichen
Tätigkeit geführt.
Eine
große Zahl von Patienten ist in die Enrichtungen abgewandert.
Die
freie Therapeutenwahl wurde eingeschränkt und ausgehebelt.
Es
kam zu gravierenden Wettbewerbsverzerrungen, Abwerbeversuchen und in
der Folge zu Existenzproblemen freier Praxen.
Die
Erfahrungen von Logopäden, die Therapien in Einrichtungen
durchführen zeigen, dass hier unser Beruf einen völlig neuen Status
erhält. Wir reihen uns ein in die Gruppe der Erzieher und Lehrer,
die einen Dienstleistungsauftrag erfüllen. Eltern stehen als
Dienstleistungsnehmer gegenüber und sind zur aktiven Mitarbeit
seltenst bereit.
Wir
verlieren hier die Möglichkeit Einfluss zu nehmen gerade auf die
Eltern und familiären Strukturen, die oft schon seit Generationen
bildungsfern sind und für deren Kinder man die zahllosen
Fördermöglichkeiten doch eigentlich schaffen wollte.
Man
kann nicht auf der einen Seite fordern, dass Förderung von
kindlicher Sprache und die Behandlung von Sprachstörungen möglichst
früh erfolgen soll in dem Wissen, dass es effektiv nur mit den
Eltern erfolgen kann und auf der anderen Seite dann diese Aufgabe
delegieren an Dienstleister in Einrichtungen.
Wenn
In Zukunft unsere kindlichen Patienten nur noch in der Einrichtung
abgegeben werden, wird es eine regelmäßige Elternbeteiligung oder
Mitarbeit in einem solchen Setting nicht mehr geben.
Auch
im neuen Positionspapier und seinem Kommentar hält der dbl wieder
die Fahne der Qualitätssicherung hoch und fordert entsprechende
"Rahmenbedingungen".
Wir
halten diese Forderungen für unrealistisch und weltfremd. Die
Wirklichkeit sieht völlig anders aus. Therapien werden in Turnhallen
durchgeführt, es gibt keine festen Zeiten, keine Materialräume,
keine Elternkontakte, die Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen ist
nicht realisierbar wegen Überlastung, oft werden die Therapien als
störend für den Gruppenablauf angesehen oder die Kinder wollen
nicht aus dem Spiel heraus usw.
Wenn
man dann als Logopäde hingeht und die Rahmenbedingungen für
Qualität einfordert , erhält man von der Kindergarten - Leitung die
Antwort:
"
Dann suchen wir uns eben eine andere Praxis!"
DBL,
bitte wach auf!!
Wenn
wir diesen Damm reißen lassen, dann geht die Qualität unter!
Die
Qualität spielt in einem Dienstleisterwettbewerb keine Rolle mehr!
Wir haben es in Mönchengladbach erlebt. Sobald Logopädie im Kindergarten
angeboten wird, wollen alle Eltern ihre Kinder bequem dort
abgeben. In die Praxen geht dann kaum noch jemand.
Regeln
und Richtlinien werden aufgestellt, aber kontrollieren kann sie
keiner. Den Missbrauch einzudämmen ist schon jetzt ebenso unmöglich.
Wir
glauben, dass vielen Mitgliedern nicht bewusst ist, welche Gefahr
darin besteht, wenn Kindergärten und Schulen als Therapiemarkt
geöffnet werden und eine gesellschaftspolitische Forderung kritiklos
bedient wird.
Wir
fordern daher:
1.
eine objektive Information und offene Diskussion aller
Mitglieder und Nicht- Mitglieder zu diesem Thema z. B in
einer moderierten Internetplattform.
2. Wir
beantragen als Schritt danach eine Mitgliederbefragung zu diesem
Thema unter der Maßgabe die berufspolitische Ausrichtung des dbl in
diesem Bereich an der Mehrheit der Mitglieder zu orientieren.
3. Wir
erwarten von unserem Verband , dass er sich für die Einhaltung
geltenden Rechts zum Schutz seiner Mitglieder einsetzt. Hier wäre
ein Schulterschluss mit den Aufsichtsgremien der Kassen zur
Durchsetzung der Heilmittelrichtlinien wünschenswert.
Liebe
Kolleginnen und Kollegen , wir fordern Euch auf , Stellung zu
beziehen.
Hier
geht es um die Zukunft der Logopädie. Die berufspolitische
Ausrichtung unseres Verbandes darf in diesem Punkt nicht von einigen
wenigen in der Spitze festgelegt werden.
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